Kolberg in Polen

#1 von Lolek , 20.03.2022 14:50

Konkurrent Swinemündes als beliebtester Kur- und Badeort

ine Wanderung am breiten, feinsandigen Strand von Kolberg (Kołobrzeg) lässt den Besucher ahnen, dass dieses Ostseebad in der 2. Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein ernstzunehmender Konkurrent des ältesten pommerschen Ostseebades Swinemünde war. Bei den Gästezahlen war man auf Augenhöhe mit den Usedomer Bädern und Misdroy.

Man verstand sich als Kranken- und Rekonvalesenzbad und warb damit, im Unterschied zu den anderen Nord- und Ostseebädern, einen „vollkommen schnakenfreien Strand“ zu haben. In den 1930er Jahren stritt sich das „See-, Moor- und Solebad Kolberg“ gar mit Swinemünde um den Superlativ, „das meistbesuchte deutsche Ostseebad“ zu sein. Im Sommerhalbjahr 1938 wurden 566.000 Gästeübernachtungen registriert. Die Gastgeber waren stolz auf ihre Heilanstalten (darunter zahlreiche für Kinder), Hotels und Pensionen, das Kurhaus, den Seesteg und die gepflegten Parks. Mehrmals am Tag gab es Kurkonzerte. Die Mehrzahl der Besucher kam aus Berlin und dem mittleren und östlichen Deutschland. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Polen.
Heute hat sich das Bild gewandelt, die früheren Gastgeber sind zu Gästen geworden. Die Zahl der deutschen Kurpatienten wächst, nicht zuletzt wegen der moderaten Preise, stetig. Die Zahl der „Heimwehtouristen“ hingegen, die zu ihren Wurzeln bzw. den Wurzeln ihrer Vorfahren zurück möchten, nimmt - schon biologisch bedingt - kontinuierlich ab.

Die deutschen Gäste werden hier gerne gesehen. Im Jahre 2000 wurde zur Erinnerung an die früheren Bewohner westlich der Persante, in der Parkanlage der Maikuhle, ein Lapidarium mit alten deutschen Grabsteinen geschaffen. Die Wegweiser in der Stadt und die Hinweistafeln bei den Sehenswürdigkeiten sind dreisprachig: Polnisch, Deutsch und Englisch, was in den polnisch-pommerschen Bädern keineswegs die Regel ist. Und im Museum erhältlichen Stadtplan ist korrekt vermerkt, dass Kolberg „eine der ältesten Städte von ganz Polen“ ist.

Sehr empfehlenswert sind in Kolberg ein Spaziergang auf der Ostmole, eine Schiffsfahrt mit der Kogge „Santa Maria“ über die Mündung der Persante auf die See hinaus oder ein Besuch des idyllisch gelegenen Cafés auf dem Seesteg. Der Leuchtturm ist zwar nur 26 Meter hoch, bietet aber eine fantastische Aussicht. Und mit dem Katamaran „Jantar“ ist in der Sommersaison ein Tagesausflug nach Bornholm (Nexø) möglich. Auch über einen Seglerhafen verfügt die Stadt.

Weniger euphorisch stimmt ein Spaziergang auf der weitläufigen Kolberger Promenade. Die berühmte Bäderarchitektur, wie sie etwa in Heringsdorf und partiell noch in Swinemünde oder Misdroy zu finden ist, fehlt hier vollständig

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