Militär drängte Uni in den Hintergrund
In der NS-Zeit wandelte sich die Universitätsstadt zu einem Militärstandort. Nach dem Urteil des Historikers Joachim Mai wurde Greifswald „in Umkehrung des bisherigen Urteils von der Universität mit Stadt am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zu einer Garnisonsstadt mit Universität“. Die Bevölkerung wuchs. Ein wahrer Bauboom setzte ein.
Der Flugplatz Ladebow inklusive Wohnsiedlung, die Graf-Schwerin-Infanteriekaserne, die Flakkaserne, die Gendarmeriekaserne, das Luftwaffenlazarett und zahlreiche Wohnbauten für Soldaten entstanden.
Daraus folgend erhielt die Stadt den Ehrenhain für Verfolgte des Naziregimes von 1970 auf dem Neuen Friedhof, und drei sowjetischen Ehrenfriedhöfe (Bezirksfriedhof Nr. 1 der Roten Armee in der Fleischerstr. und Bezirksfriedhof Nr. 2 der Roten Armee auf dem Neuen Friedhof,) .
Vom Fliegerhorst Ladebow steht in heutiger Zeit noch die denkmalgeschützte Fliegerhorst-Wohnsiedlung.
Auch das denkmalgeschützte Luftwaffenlazarett blieb der Nachwelt erhalten.
Insel Riems hatte die Reichsforschungsanstalt.
Im oberen Teil der damaligen Adolf-Hitler-Straße (ab 1939 Sudetenlandstraße, jetzt Franz-Mehring-Straße) wurden zwei große Kasernen und ein Küchentrakt für ein Infanteriebataillon sowie dreigeschossige Offiziershäuser errichtet.
Diese Kasernen nutzt heute die Uni, so haben die Psychologen hier ihren Sitz.
In der Saarlandstraße (jetzt Beimlerstraße) entstand 1938/39 ein Offizierskasino. Auch dieses Gebäude steht noch und ist Teil der Beruflichen Schule. ( Kasernenkomplex mit Offizierskasino Nr. 7, fünf Kasernen Nr.63–67, 69–71, 73–77, 79–83 und 85)
Sogar fünf große Kasernen wurden 1937/38 für zwei weitere Infanteriebataillone errichtet. Diese Blöcke der Graf-Schwerin-Kaserne nutzen heute beispielsweise die Berufliche Schule der Unimedizin und die Waldorfschule. Dazu gehörten damals auch Kfz-Hallen und eine Werkstatt. Auf dem lange vom Kraftverkehrsbetrieb genutzten Gelände befindet sich heute das Wohngebiet Schönwalde West.
Schon im Oktober 1937 erfolgte die Übergabe einer Station der motorisierten Gendarmerie in der Gützkower Landstraße, und 1939 folgten an dieser Straße weiter Richtung Jarmen die Kasernen des Flakbataillons, von dem noch das Unterkunftsgebäude steht.
Das 1938 bis 1941 errichtete Luftwaffenlazarett beheimatete in der DDR die MMA- MIlitärmedizinische Akademie (heute Medigreif in Pappelallee 1 ) und ist nicht nur ein beeindruckender Gebäudekomplex, sondern auch architektonisch bedeutsam.
Die Einrichtung Luftwaffenlazarett sei in enger Verbindung mit der Fliegerschule in Ladebow und den Uniklinken geführt worden.
Experten haben die Bauten auf eine architektonische Stufe mit dem Kraft-durch-Freude-Komplex Prora und dem Flughafen Berlin-Tempelhof gestellt. Ein Antrag für den Status als Unesco-Welterbe wird vorbereitet.
Für militärhistorisch Interessierte lohnt ebenfalls der Gang durch den Pommerdamm (jetzt Petershagenallee). Dort stehen Offiziershäuser. Der spätere Stadtkommandant der kampflosen Übergabe am 30. April 1945, Rudolf Petershagen, wohnte ab 1938 hier. Eine Gedenktafel erinnert daran. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Friedhof. Die Stadtkommandantur, in der Petershagen 1945 residierte, war die Villa Goethestraße 2a.